Paganismus ist der erste Teil der Ausstellungsreihe ‘Anthropozän‘, die das umfassende Verhältnis des Menschen zu seiner unmittelbaren, aber auch fernen natürlichen Umwelt und Umgebung untersucht. ‘Paganismus‘ - ein Wort, das von den Christen zur Beschreibung ‘minderwertiger‘ Religionen verwendet wurde - ist traditionell ein abwertender Begriff für Polytheismus. Mit dem Aufkommen des Christentums galt der Glaube an etwas anderes als den einen und einzigen Gott als Ketzerei und wurde teilweise verboten. In den Augen der christlichen Elite war das Heidentum die Religion der Bauern und Ungebildeten.
Ausgehend von dieser Definition reflektiert die Ausstellung in ausgewählten künstlerischen Beispielen über das zeitgenössische ‘Heidentum‘ in einem nicht-theologischen, sondern soziopolitischen Kontext. Was nehmen wir heute als Gott wahr, und wie haben sich unsere Glaubenssysteme verändert? Das Konzept der Präsentation von Skulpturen, Videos, Malerei und Zeichnung wird als ein Multiversum von Ideen verstanden, das sich auf die Neigung der Menschheit konzentriert, Objekte und ‘gefälschte Götter‘ in einer Gesellschaft zu verehren, die von Bildern, schnellen Internet-Transaktionen und der Verfolgung einer Vision von unendlicher ‘Entwicklung‘ und Kommerzialisierung dominiert werden.
Ein solches Heidentum, das aus der kapitalistischen Politik, dem Internet und neuen Formen des globalisierten Denkens hervorgegangen ist, ist nicht mehr nur als ein Merkmal des ländlichen Lebens zu sehen, sondern eher im Gegenteil - des städtischen Lebens. Der Mangel an furchterregenden Göttern, die man verehren und an die man glauben kann, und die daraus resultierende individualistische Wahrnehmung der Welt hat das Bedürfnis hervorgerufen, unsere Häuser mit Gegenständen zu füllen, mehr zu kaufen, als wir brauchen, und schließlich an ‚Götzen‘ zu glauben.
Die Ausstellung versteht sich als Versuch, die Tendenzen unserer Gesellschaft zu Konsum und Überkonsum im Zeitalter des Anthropozän zu untersuchen, wie sie sich vor allem im Internet, in der Technologie und im modernen Alltagsleben manifestieren. Sie fungiert als eine kritische und humorvolle Metapher und schlägt eine Pause zum Nachdenken vor:
Wie viel von dem, was wir wollen, brauchen wir?
Künstler*innen: Katharina Arndt (DE) Bianca Kennedy & the Swan Collective (DE) Michael Pohl (DE) Christa Joo Hyun D’Angelo (US/KR)
Bild auf dem Header: Katharina Arndt Bored to death in PARADISE, 2019 LEDs, Widerstände, Plexi, Schrauben, Kette, Netzteil 190 × 110 cm